Nach 5 Titeln in den letzten 20 Jahren und zahlreichen Zweit- und Drittplazierungen stand für die Mannschaft um Cheftrainer Ivan Radu klar der Titelgewinn auf der Agenda.
Die Babonen reisten, verstärkt durch weitere Spitzenathleten des Bundesligakaders, am Samstag nach Istanbul, um dort gegen 7 weitere Spitzenvereine den Titel eines „Europameisters der Mannschaften“ zu erobern.
Abensberg setzte sich in 3 Begegnungen klar, wenn auch teils hauchdünn, gegen Mannschaften aus Frankreich, der Türkei und im Finale gegen den 7maligen Titelgewinner der letzten 11 Jahre aus Rußland durch.
Nach einem klaren Sieg gegen die französische Mannschaft aus St. Genevieve trafen die Abensberger im Halbfinale auf die türkische Gastgebermannschaft Galatasaray. Die Türken, für die Judo bislang eine deutlich vernachlässigte Sportart war, standen bei einer Mannschaft von 9 Kämpfern mit 4 Spitzenathleten aus Georgien auf der Matte. Entsprechend eng waren die einzelnen Begegnungen: Der Spanier Marcos Uriarte (Vizeweltmeister 2009 und Fünfter der Spiele in London) siegte im Auftaktkampf (66kg) überlegen durch Festhalter im Boden, ehe Kiyoshi Uematsu (73kg) knapp mit Yukovorsprung zum 2:0 für Abensberg ausbaute. Die beiden anschließenden Begegnungen von Stevens Travis (81kg) und Robert Dumke (90kg) gingen jeweils mit Ippon an die Gegner aus Georgien. So war es im abschließenden Kampf an Andy Tölzer (plus 90kg), Abensberg im Einsatz gegen den international etablierten georgischen Spitzenkämpfer Adam Okruashvili den Sieg zu bescheren. Dies gelang auch, denkbar knapp, mit 2 zu 1 Strafen für Tölzer.
Damit stand Abensberg nach 2006 zu ersten Mal wieder im Finale der Europameisterschaften!
Der Finalgegner war hier die russische Mannschaft Yawara Newa, Vladimir Putins Hausverein. Entsprechend las sich die Meldungsliste Newas mit 5 Medaillengewinnern von London wie das „Who is who“ des Judosports. Tatsächlich zum Einsatz kam dann quasi die zweite Riege, die aber immer noch entsprechend hochkarätig ist.
Im ersten Kampf (66kg) traf Uriarte auf den Russen Mikhail Pulyaev, der den Kampf sicher beherrschte und mit 2 Yuko und einem Waza-ari beendete. Christopher Völk (73kg) brachte nach einem taktisch klug geführten Kampf gegen Denis Iartsev den Ausgleich für Deutschland. Anschließend brachte Sven Maresch (81kg) Abensberg mit einem sehr aktiven und aggressiven Kampf gegen Murat Khabachirov in Führung. Maresch siegte verdient mit 2 Yuko und brachte Abensberg den entscheidenden Siegespunkt. Der anschließende Kampf von Ilias Iliadis (90kg) gegen Kiril Voprosov endete, wie erwartet, mit einem sehenswerten Ipponwurf des Griechen. Dies bedeutete mit 3:1 Punkten den vorzeitigen Titelgewinn für Abensberg!
Im letzten Kampf des Tages (plus 90kg) traf Andy Tölzer auf einen perfekt vorbereiteten Renat Saidov. Dieser brachte Tölzer unmittelbar nach Kampfbeginn durch einen Wurfansatz in die Bodenlage und setzte einen erfolgreichen Armstreckhebel an. Tölzer widerfuhr damit die gleiche Erfahrung wie Hitoshi Saito im Finale der Weltmeisterschaften 1985, als er mit der gleichen Technik gegen den Koreaner Cho verlor.
Mannschaftsleiter Ivan Radu zeigte sich mit dem Endergebnis sehr zufrieden: „Wir haben damit gerechnet, im Finale auf die Russen zu treffen, die als klare Titelfavoriten gehandelt wurden. Daß unsere Jungs diesen Topfavoriten geschlagen haben, zeigt mir, wie motiviert und stark diese Mannschaft ist. Abensberg zählt klar zum Besten, was Judo zu bieten hat“.
Philip Nerb
TSV Abensberg